Deutschland? Nebel und Würste
Nebel und Würste. Dies ist im Wesentlichen das Bild, das viele meiner Freunde von Deutschland hatten, als ich ihnen vor mehr als zwanzig Jahren mitteilte, dass ich in der Bundesrepublik Philosophie studieren würde. Sie hielten mich für einen Verrückten. Und zwar nicht so sehr, weil ich gerade ein Studium der Volkswirtschaftlehre abgeschlossen hatte und trotzdem weiter studieren wollte. Obwohl dies bereits ein Indikator dafür war, dass ich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Vielmehr weil ich freiwillig über die Alpen hinaus wollte, in die Kälte, zu den Deutschen. Die Jahre, der Euro, Tokyo Hotel und das Zu-Gast-bei-Freunden im Sommer 2006 haben das Bild, das der Durchschnittitaliener von Deutschland hatte, ein wenig vertieft. Dennoch bleiben manche Klischees — auf beiden Seiten der Alpen — unerschütterlich fest, und in Krisenzeiten verschärfen sie sich sogar.
Einerseits gibt es den Italiener mit Sonnenbrille, der sich wunderbar kleidet und zu Hause besser kocht als Tim Raue, aber zu viel Zeit damit verbringt, Staatsschulden zu produzieren, andererseits der sachkundige aber nasenweise Deutsche, der mit der Macht seiner Industrie wieder mal die Welt erobern will.
Und inzwischen die vielen Italiener wie ich, die in diesem Land leben, arbeiten und lieben, und wissen, wie viel Energie und Leidenschaft in unseren deutschen Freunde stecken kann und wie viel Präzision und Besessenheit wir Italiener in unsere Arbeit einbringen können, wenn sie uns überzeugt. Wenn beides zusammenkommt, können Wunder geschehen.
Wie mir ein ehemaliger deutscher Botschafter in Italien einmal sagte — als Schumacher und Ferrari ein “Duo Dynamico” waren –, sind unsere beiden Völker hervorragend kompatibel, weil wir eigentlich ähnlich genug sind, um uns zu verstehen, aber unterschiedlich genug, um uns immer gegenseitig spannend zu finden.